Oratorium mit Pop: Diese Melodien gehen ins Ohr

Die Chorgemeinschaft führt mit Dirigent Peter Röckl das „Liverpool Oratorio“ von Paul McCartney auf

Vilsbiburg. Musik von Paul McCartney haben sich die Chorgemeinschaft Vilsbiburg und Dirigent Peter Röckl für ihr nächstes Programm ausgesucht. Nicht bekannte Beatles-Songs, sondern ein klassisches, durchkomponiertes Werk für Chor, Orchester, Solisten und sogar Kinderchor. Aufgeführt wird am 24. Mai das „Liverpool Oratorio“, das der Ex-Beatle gemeinsam mit dem Komponisten Carl Davis für das Royal Liverpool Philharmonic Orchestra geschrieben hat. Peter Röckl erläutert die Besonderheiten dieses Werks.

Herr Röckl, sind Sie ein Beatles-Fan?
Peter Röckl: Ja, in meiner Jugend habe ich jeden Freitag um 18 Uhr auf die Schlager der Woche gewartet, um zu hören, ob wieder derselbe Beatles-Titel an erster Stelle steht oder ob ein neuer kommt. Zum Teil habe ich diese Songs sogar auf der Kirchenorgel bei Gottesdiensten als Schlussstücke gespielt und der Pfarrer war begeistert von der lebendigen Musik.

Welcher war ihr Lieblings-Song?
"It's been a hard days night". Aber die Beatles haben eine solche Spannweite an Musikstilen integriert und sehr gut gesungene Lieder daraus gemacht, da gefällt mir sehr viel.

Jetzt führen Sie mit der Chorgemeinschaft, Konzertchor Landshut, Kinderchor und Orchester das "Liverpool Oratorio" auf. Keine Beatles-Songs, sondern ein klassisches Werk und eine sehr ungewöhnliche Wahl. Was ist der Reiz daran?
Die wichtigsten Melodien stammen von Paul McCartney. Denen merkt man die sehr kantable Art an, das singt sich gut und liegt deshalb auch dem Chor. Das Werk ist nicht sperrig und dissonant, sondern eingängig. Der zweite Grund ist, dass ich froh bin, dass wir ein Stück jenseits der traditionellen Klassik- und Romantik-Werke fanden, die wir im Wesentlichen alle gesungen haben. Es ist ganz etwas Neues und reizvoll, weil viele Taktwechsel stattfinden, sich der Charakter der Musik ständig verändert und die Solisten wie auf einer Bühne agieren.

Das Werk erinnert ohnehin an ein Musical.
Ja, das stimmt. Aber wir werden dies nur einmal szenisch umsetzen, wenn die Schulkinder von ihrer Lehrerin Spanisch-Unterricht bekommen. Alles anders ist aber ausdrücklich als Oratorium bezeichnet. Das heißt, es ist ein Werk mit einem zusammenhängenden Inhalt, benötigt aber keine Bühnendarstellung.

Ist das Stück auch tatsächlich ein Oratorium im traditionellen Sinn?
Ja, das würde ich schon sagen. Es erzählt die Geschichte von McCartneys Leben. Es ist eines der seltenen weltlichen Oratorien und hat einen schönen roten Faden durch das ganze Stück. Der Komponist Carl Davis hat auch die Tricks der alten Meister abgeschaut: dass immer wieder die gleichen Melodien als Leitmotive für die Hauptpersonen wie Shanty auftauchen. Das ist sogar besser, als wenn Beatles-Songs aneinandergereiht werden und damit ein Drei-Minuten-Stück am anderen folgt.

Sehr abwechslungsreich ist auch der Orchesterpart: von ganz sparsam instrumentalisierten Stellen bis hin zu großen Orchesterpassagen ...
...und es werden in das ohnehin große Orchester seltene Instrumente wie das Englischhorn, eine Tenoroboe mit klagendem ausdrucksvollen Klang, verwendet. Die Solotrompete ist wichtig. Und es ist sogar ein kleines Violinkonzert in die Komposition eingebaut. Das gibt dem Ganzen sehr interessante Farben.

Dazu benötigen sie diesmal unwahrscheinlich viele Mitwirkende. Ist es auch Teil des Reizes, ein Werk in noch größerer Besetzung als bisher aufzuführen?
Wir hatten selten ein Werk mit Kindern, das übernimmt der Unterstufenchor des Maximilian von Montgelas-Gymnasiums unter der Einstudierung von Frau Antonie Gorzawski. Dazu großer gemischter Chor, der zum Teil achtstimmig singt, die vier Solisten, die in verschiedene Rollen schlüpfen, und das Orchester mit Harfe und großem Schlagwerk: Natürlich ist das ungeheuer reizvoll, dass diese vielen Facetten der Musik zusammenwirken und dies von zarten Melodien bis hin zu bombastischen Klangorgien alles beinhaltet.

Die Solisten haben bereits Erfahrung mit dieser Musikart?
Sie stehen alle auf der Bühne und haben zum Teil sogar Musicalerfahrung. So jemand singt die Partie anders als ein Oratoriensänger, der sonst Händel oder Mozart singt. Ich denke, dass es ihnen gefällt, es ist eine reizvolle Aufgabe für sie. Das Stück wird außer in England selten aufgeführt, da es diese Mengen von Mitwirkenden benötigt: Ein guter Kinderchor ist nicht leicht zu finden. Dazu ein Chor, der den Klangmassen stand hält und jubelt, wie in der Barockmusik, oder bei seinen oft nur kurzen Einwürfen und Kommentaren zu den Solisten sehr schnell in der Reaktion sein muss.

Worauf dürfen sich die Zuhörer besonders freuen?
Das interessante Leben des Paul McCartney wird dargestellt, von 1942, als er während des Krieges geboren wurde, bis zu Hochzeit und Krisen. Da steckt viel echtes Leben drin, das ist kein konstruierter Text wie in der Barockzeit. Ich bin mir sicher, auch derjenige, der die Popsongs der Beatles kennt, wird nicht enttäuscht sein. Weil die Musik oft Pop-Elemente enthält, aber zugleich in guter Feinarbeit zu einem großen Werk ausgearbeitet wurde. Man darf nicht erwarten, dass man Beatles-Lieder hört. Aber jeder wird davon beeindruckt sein.

Das Konzert findet ausnahmsweise am Sonntag, 24. Mai, um 19 Uhr in der Vilstalhalle Vilsbiburg statt. Der Kartenvorverkauf läuft bereits in der Marienapotheke Vilsbiburg, Tel.: 08 74 1/96 86 90, sowie bei Schreibwaren Wittmann, Geisenhausen, Tel.: 08 74 3/27 45. Eine weitere Aufführung erfolgt in der Eskarahalle in Essenbach am Samstag, 23. Mai.
 

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