Majestätisches, ohne Show serviert
Peter Röckl dirigierte Schuberts Es-Dur-Messe in Vilsbiburg und Landshut
Von Niko Firnkees
Die Galerien der Aula der Mittelschule Vilsbiburg sind mit Steindekors verziert. Betrachtete man am Samstagabend während des von Peter Röckl geleiteten Konzerts das an der Seite der oberen Galerie, so erwies es sich einerseits als klar konturiert. Andererseits sorgten die Schatten der reliefartig hervortretenden Anteile für ein organisches, integrierendes Miteinander.
Das passte zu den Bläser- und Chorklängen in Franz Schuberts Es-Dur-Messe: Das Sinfonieorchester Landshut, die Chorgemeinschaft Vilsbiburg und der Konzertchor Landshut konturierten die Terzverbindungen - etwa von der Tonika zu deren Parallele oder zur Großterzverwandten - klar und konsekutiv schlüssig, jedoch ohne klangliche Brüche. Dankenswerterweise hatte Schubert diese Verbindungen oft wiederholt, man konnte sich also auf die reprisenähnlichen Teile freuen.
Peter Röckl leitete den um die 150 Musiker starken Apparat ohne Showgehabe, dafür aber präzise und im Tempo stringent. Zugute kam dies unter anderem den beiden majestätisch und statisch aufgebauten Fugen des "Gloria" und des "Credo". Im "Sanctus" dominierte ein kultiviertes Fortissimo, ein ungebremster Jubel ohne dynamische Entwicklung als im Messteil immanente Wiedergabe der Unendlichkeit. Die satten Bläserklänge wurden in den Messteilen durch präzise und schnelle Figuren der Streicher reizvoll ergänzt.
Opernhaft wirkte das Terzett im "Et incarnatus est" des "Credo", bei dem Maria Pitsch mit einer hohen, leichten und strahlenden Stimme die Dramatik ihrer männlichen Kollegen Bernhard Hirtreiter und Wolfgang Wirsching reizvoll konterte. Im "Benedictus" kam - der Not gehorchend - ein Backgroundchorus zum Soloterzett hinzu: Die Altistin Theresa Blank war kurzfristig erkrankt, die Chor-Altistinnen übernahmen daraufhin den Solopart. Chorklang versus Soli und der durch die räumliche Distanz bedingte Stereoeffekt klangen ausgesprochen reizvoll. Dass die Chorsängerinnen diese Herausforderung bewältigten, sprach für deren Versiertheit.
Obwohl die Altersstruktur der Chorsänger aktuell keinen Anlass zur Sorge gibt, integrierte Röckl bei Mendelssohns Weihnachtskantate den Jugendchor der Vilsbiburger Pfarrsingschule in das Geschehen. So konnte dieser schon einmal oratorische Luft schnuppern. Mendelssohns Werk war in einer Art Rondoform mit dem auch von Bach geschätzten Luther-Choral "Vom Himmel hoch" als Ritornelle gehalten. Das Herabsteigen des Engels, aber auch der Gnade, wurde dabei majestätisch zelebriert. Die Mittelteile kontrastierten hierzu mit hochromantischer Eleganz. Auch hier zeigte sich, dass das Programm akribisch erarbeitet und schlüssig aufgebaut worden war.
Das gleiche Programm ist am Sonntag noch einmal in Landshut gespielt worden.