Zwischen Pracht und Demut

Beethoven und Mendelssohn Bartholdy in Landshut und Vilsbiburg von Niko Firnkees

C-Dur, die oft als streng und statisch empfundene Tonart, bildete die Brücke eines sakralen Konzerts mit der Chorgemeinschaft Vilsbiburg, dem Konzertchor Landshut und dem Sinfonieorchester Landshut. Unter Leitung von Peter Röckl widmete man sich am Samstag und Sonntag einmal in einem profanen Zweckbau, einmal in einem Sakralbau Beethoven und Mendelssohn, der in der Literatur mal als "Mozart der Romantik", mal als Sachwalter Beethovens beschrieben wird.

Mendelssohns siebensätziges, stets attacca durchmusiziertes "Lauda Sion" eröffnete den Abend. Das Spätwerk - wenn dieser Begriff bei einem Komponisten, der nur 38 Jahre alt wurde, überhaupt sinnvoll ist - ist per se hochinteressant. Ausgerechnet der Protestant mit jüdischen Wurzeln war beauftragt worden, ein Werk für die 600-Jahrfeier zur ersten Fronleichnamsprozession und damit zu einem der mystischsten Feste der katholischen Kirche zu komponieren. Röckl und seinen Musikern gelang es, einen liturgisch stringenten Bogen zwischen Pracht und Herrlichkeit einerseits und Ehrfurcht und Demut andererseits zu spannen. Dem ruhigen Beginn folgte dankbares, aber nie aufdringliches Lob, choralartige Passagen dazwischen bildeten einen Bogen zwischen Bach und Brahms. Die beiden Chöre erwiesen sich stets als intonationssicher und gut aufeinander eingestellt. Die Klangverteilung mit dem ebenfalls gut disponierten Orchester gelang ausgewogen und elegant. Bemerkenswert der lange, ruhige Schluss, bei dem es Röckl gelang, die Spannung bei den Musikern zu halten.

Beethovens C-Dur-Messe folgte nach der Pause. Der Chor meisterte die über das Werk verteilten, berüchtigten a-cappella-Passagen exzellent und hielt seine Intonation präzise ein. Die Stunde der Wahrheit hatte nämlich schon für viele durchaus renommierte Ensembles geschlagen, wenn das Orchester wieder einsetzte. Nach einem kontrastreichen Kyrie gelangen bei hohem Tempo die Schlussfugen aus dem Gloria und dem Credo bemerkenswert präzise und transparent.

Zuvor hatten insbesondere Orchester und Solisten viel Dramatik in den Teil des Glaubensbekenntnisses importiert, der das irdische Leben, Leiden und Sterben Jesu' vertont. Dem jubelnden Sanctus samt einem auf Mendelssohns Ehrfurcht zurückgreifenden Benedictus folgte ein beinahe flehendes "Dona nobis pacem" des Agnus Dei. Hier konnte sich zudem das Hornsolo auszeichnen.

Bei den Solisten spielte die Sopranistin Heidelinde Schmid eindeutig die erste Geige. Sie gestaltete ihre Passagen gekonnt zwischen dramatisch und lyrisch und füllte den Raum. Ute Feuerecker, Martin Fösel und Wolfgang Wirsching waren im Soloquartett ideale Begleiter, die mit viel Klangkultur einen wohltuend ausgewogenen Mischklang erzeugten und ganz in Diensten Schmids standen. Im Umkehrschluss heißt dies freilich, dass bei deren solistischen Passagen etwas mehr Power und stimmliche Individualität wünschenswert gewesen wäre.

Das Publikum nahm aus dem Konzert mehr mit als gut musizierte Klänge: Dies zeigte die Dramaturgie des Schlussapplauses, der jeweils erst nach einer kurzen, andächtigen Stille einsetzte, während der die Klänge vom Publikum noch innerlich reflektiert wurden.

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