Ein ungehörtes Stück...
„Eternal light“ – das ewige Leuchten, so der frei übersetzte Titel, ist ein Requiem des 1958 geborenen englischen Komponisten Howard Goodall, der den wenigsten etwas sagen wird - außer man erwähnt, dass er auch Filmmusik komponiert, u.a. für den bekannten Streifen „Mr. Bean“. Neben Musicals und Orchesterwerken liegt sein Schwerpunkt auf Chormusik und eben dem nun zu hörenden Requiem, das mit dem „Classical Brit Award“ und dem „Gramophone Award“ 2009 ausgezeichnet wurde. Was erwartet den Zuhörer, den sicherlich die Worte „Premiere“, der englische Titel, das quasi gestrige Erscheinungsjahr eher zögern lassen? Der in Kirchenmusik geschulte Goodall orientiert sich am klassischen Aufbau eines Requiems, das mit „Kyrie eleison“ beginnt und „in paradisum“ endet. Die mittelalterliche Bildsprache von Höllenpein und ewiger Verdamnis reduziert er nach eigenen Aussagen und stellt ihnen Texte aus englischen Liedern und Gedichten der letzten 500 Jahre zur Seite. Was dabei herauskommt? Eine Gegenüberstellung, zum Teil sogar Parallelsetzung lateinischer und englischer Texte mit eingängiger und harmonischer Linienführung in der Musik. Ein Rezensent der aus England stammenden Aufnahme schreibt auf amazon: „Früher war Verdis Requiem ein Hit. Heute ist es diese wunderschöne und wohlklingende Musik.“ Für die Solopartien konnte die Chorgemeinschaft die Sopranistin Isabella Stettner, den Tenor Sebastian Schäfer sowie den Bariton Thomas Ruf gewinnen. Ihnen und der Chorgemeinschaft zur Seite steht in einigen Passagen der Unterstufen- sowie der Kammerchor des MMG Vilsbiburg, was sicherlich im Sinne des Komponisten ist, der intensiv mit Kinder- und Jugendchören arbeitet, in eigenen Radio- und Fernsehsendungen Musik und ihre Wirkung an ausgewählten Beispielen immer wieder neu erklärt. Auf seiner Homepage findet sich unter der Rubrik „News“ folgender Eintrag:
Eternal Light: A Requiem Saturday 3 March 2018, Bodenkirchen, Bavaria, Germany, Vilsbiburg Choir in Germany, conducted by Antoine Gorzawski, are performing Eternal Light: A Requiem.
Die thematische Brücke zur deutschsprachigen Kirchenmusik schlägt Johann Sebastians Bach Kantate „Christus, der ist mein Leben“, die er 1723 zum entsprechenden Evangelium komponierte, das sich mit der Erweckung der Toten allgemein beschäftigte, einstudiert von der Camerata Vilsbiburg unter der Leitung von Monika Schwarz. Die musikalische Hinführung übernimmt die „Sinfonia in D Moll“ aus der Feder von Bachs Sohn Johann Christian Friedrich. Zu Unrecht wird dieser Bach-Sohn zu Lebzeiten von Bach-Fans wenig beachtet, bildet er doch mit seinen zahlreichen Werken eine Brücke vom Barock zur Klassik.